Der 30-jährige Krieg

 

Im laufe der Jahrhunderte wurde natürlich auch unser Heimatdorf durch Kriege und Krisen in Mitleidenschaft gezogen. So fielen in den Jahren 1590 und 1594 die Spanier während des niederländischen Befreiungskrieges in Wessum ein. Das Dorf wurde geplündert und niedergebrannt. Doch wurde unser Ort nicht nur durch die Spanier auf eine harte Probe gestellt. 1597 lagerten sich 2.000 „Statische“ (niederländische) Truppen in Wessum und Wüllen ein, schnitten das Korn ab und raubten das Vieh.(1) Im Herbst 1598 bedrohten schließlich "keine kleinen" Soldatengruppen die Bauerschaften und befestigten Orte.  Die Spanische Armee unter dem Befehl des Admirals Francisco den Mendoza bezog mit 24.000 Mann aus den Niederlanden kommend ihre Winterquartiere am Niederrhein und im Münsterland auf. Sämtliche Städte und Kirchspiele unseres Raumes mussten spanische Einheiten aufnehmen. In die Geschichte ist die Jahreswende von 1598 auf 1599 als der „spanische Winter“ eingegangen. Vom Amt Ahaus heißt es: „Im bemelten Monat Novembris (1598) ist das Amt Ahaus mit allen darin gelegenen Städten und Wigbolden...und allen anderen Dörfern und Bauerschaften von den Hispanischen überzog(en), dieselbe stark besetzt, dass Kriegsvolk sich verpflegen lassen und den armen Leuten Contributionen auferlegt, welche Contributionen die armen Leute nit bezahlen können und derowegen fast der mehren Teil entlaufen und Hungers verstorben. Welcher Schaden mitt 63.000 Reichtalern nitt zu bezahlen“(1)

 

Erst ab 1606 ließen die Übergriffe von Sodaten der Niederlande auf das Münsterland etwas nach. Der Grund liegt darin, dass es den Spaniern gelang die Festungen von Groenlo, Oldenzaal und Lingen zurückzuerobern, die dann auch während des spanisch-niederländischen Waffenstillstands (1609 bis 1621) in spanischer Hand verblieben.

 

Lange Zeit der Ruhe hatte das Dorf auch nach Beendigung des Krieges indes nicht. Im Jahre 1618 brach infolge politisch-konfessioneller Spannungen der dreißigjährige Krieg aus. Die Anfang des 16. Jahrhunderts von Martin Luther angestoßene Reformation, die im Laufe des Jahrhunderts durch Europa gefegt war, hatte auf das Glaubensbekenntnis der meisten Münsterländer keinen nennenswerten Einfluss gehabt. Hier war man „gut-katholisch“ geblieben. Jetzt aber sollten auch die Münsterländer die Folgen des Konfessionsstreits zu spüren bekommen. Vier Jahre nach Kriegsbeginn fielen Ernst von Mansfeld und Christian von Braunschweig von den Niederlanden her ins Münsterland ein. Von Mansfeld nahm seinen Weg über Bocholt, Stadtlohn, Wüllen, Wessum, Heek und Nienborg. Viele Häuser wurden durch ihn in Wessum eingeäschert. Im folgenden Sommer des Jahres 1623 musste von Mansfeld sich vor dem kaiserlichen Feldherrn Tilly zurückziehen. Sein Rückzug führte ihn wiederum nach Wessum, welches erneut für einige Zeit Ort des Brandschatzens war, bis er schließlich am 6. August in der Schlacht im „Lohner Bruch“ geschlagen und seine Truppen fast vollständig aufgerieben wurden. Verlagerten sich die Kampfhandlungen des Krieges nun zwar weitgehend in den Osten kam das Westmünsterland, und damit auch Wessum, jedoch nicht zur Ruhe. Der im Jahre 1621 wieder aufgeflammte niederländisch-spanische Krieg beeinflusst das Grenzgebiet auch weiterhin. Am 2. Augutst 1626 gelang es Prinz Ernst Casimir von Oranien Oldenzaal den Spaniern zu nehmen. Bei den Kapitulationsverhandlungen gestatteten die Niederländer den Spaniern freien Abzug mit Waffen und Material, wozu ihnen für zwei Tage Wagen und Pferde gestellt wurden. Allerdings durften die Spanier ihren Abzug nicht über Zutphensches Gebiert durchführen, sonder mussten den Weg über Wessum und Wüllen nehmen, wo sie am 3. August eintrafen. Von dort marschierte sie am 4. August weiter nach Stadtlohn, nicht jedoch ohne den Kirchspielen Wessum und Wüllen 130 Rt. Bzw. 110 Rt. mit dem Versprechen abgenötigt zu haben, dann nicht die Wagen samt den Pferden der Bauern zu benutzen(1). Im Februar 1633 schließlich wurden in Wessum hessische Reiter unter dem Oberbefehl des Obersten Gisa einquartiert. Am 14./15. Februar kam es schließlich zur Schlacht gegen Fürstlich Münstersche Truppen. Dennoch hielten die Hessen dann noch bis zum „westfälischen Frieden“ und kurze Zeit darüber hinaus große Teile des Stifts Münster besetzt. Im Jahre 1648 wurde der dreißigjährige Krieg durch die Friedensschlüsse in Osnabrück und Münster, dem „westfälischen Frieden“, beendet. Die Hessen mussten das Land verlassen, da im Frieden das „Normaljahr 1624“ für den Besitzstand der jeweiligen Parteien vereinbart worden war(1).

 

Aber auch dieser Friede sollte für das Münsterland nicht von langer Dauer sein. Im Jahre 1665 erklärte England den unabhängigen Niederlanden den Krieg an dem sich auch der Früstbischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, auf Seiten der Engländer beteiligte. Während dieser Zeit wurden immer wieder münsterische Truppen in Wessum einquartiert. Im Jahre 1666 endete der Krieg, zur Ruhe kamen die Wessumer indes nicht. Die Pest hielt im gleichen Jahre Einzug in Wessum. Erst im Jahre 1669 war die Epidemie besiegt. Drei Jahre später folgte der 2. Krieg des Fürstbischof von Galen gegen die Niederlande und wieder hatten die Wessumer für zwei Jahre, bis 1674, unter den Einquartierungen zu leiden.

 

 

 

(1)             Hermann Terhalle, Vreden, Jahrbuch des Kreises Borken 1998