Der I. Weltkrieg und Weimarer Republik

 

Nach der Entlassung Bismarks als Reichskanzler schwenkte die Außenpolitik des Deutschen Reiches in Richtung Weltmachpolitik die das Deutsche Reich Außenpolitisch größtenteils isolierte. Mit den Schüssen von Sarajewo am 28. Juni 1914 nahm das Verhängnis schließlich seinen Lauf. Österreich stellte am 23. Juli 1914 unannehmbare Forderungen an Serbien. Serbien antwortete mit der Mobilmachung am 25. Juli. Österreich reagierte mit einer Teilmobilmachung. Am 28. Juli erklärte Serbien Österreich den Krieg Nun waren Kriegs- und Bündnismechanismus in Europa nicht mehr aufzuhalten. Der erste Weltkrieg war da. Den verbündeten „Mittelmächten“, Österreich und Deutschland, die nur noch die Türkei und Bulgarien für sich gewinnen konnten, standen die Mächte der „Entente“, Frankreich, England, Russland gegenüber, dazu Serbien und Montenegro. Im Verlauf dieses Krieges kamen noch fast alle Staaten der Erde, darunter Japan, China, Italien und vor allem die Vereinigten Staate von Amerika hinzu. Im Laufe des Krieges wurde im Herbst 1917 eine Kompanie des 39. Infanterie-Regiments im Nordteil der Wessumer Schule einquartiert. Weitere Einquartierungen hatte Wessum nach dem Zusammenbruch 1918 hinzunehmen. Mehrere Regimenter Marine-Infanterie wurden von Flandern nach Wessum gebracht. Hier wurden sie Anfang Dezember 1918 in ihre Heimat entlassen.

 

55 Wessumer kehrten dagegen nicht in die Heimat zurück. Franz Könemann starb noch am 08. Mai 1919, gute sieben Monate nach Kriegsende, in Süd-Rußland in Gefangenschaft.

 

In den folgenden Jahren wuchs in Wessum die Holzschuhindustrie. Aus einer Auflistung der Handwerkskammer Münster ist bekannt, dass es um 1930 in der Gemeinde Wessum insgesamt 75 Holzschuhmachermeister mit eigenem Handwerksbetrieb gab. In jeder Werkstatt waren sicherlich einige Gesellen und Lehrlinge tätig, so dass insgesamt ein Großteil der Bevölkerung direkt oder indirekt mit dem Holzschuhmachen in Berührung stand. Zu dieser Zeit entwickele sich in Wessum die mechanische Holzschuhfabrikation mit über 200 Beschäftigten. Viele davon kamen über die sogenannte „Klumpenspor“ aus den benachbarten Niederlanden. Während die ursprüngliche „Klumpenkammer“ mit Haukloss, Schnier- und Bohrprahme mit Poahlmess, Löppelbor, Rühmhaken und Treckmess ausgestattet war, machten sich in den mechanischen Betrieben die Bandsägen, Kopier- und Bohrmaschinen sowie die Schleifmaschinen der bekannten Firma Albert Jürgens aus Emsdetten breit und verdrängten schließlich die oft mühselige Handarbeit des Holzschuhmachers. (1)

 

Um 1929/30 aber ließ der Aufschwung weltweit nach, und was anfangs noch wie ein vorübergehender Konjunktureinbruch aussah, sollte sich zu einer Katastrophe der Wirtschaft auswachsen, wie sie die moderne Welt noch nicht erlebt hatte. Die Wirtschaft war nun weltweit, langandauernd und tief in der Krise. Für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt bedeutete diese Entwicklung für viele Jahre Arbeitslosigkeit ohne Hoffnung und wirtschaftliche und soziale Not ohnegleichen. Für die Demokratien musste diese Entwicklung zur Bewährungsprobe werden, denn alles kam darauf an, dass die Bevölkerung ihr Vertrauen zur bestehenden politischen Ordnung behielt.

 

Seit Juli 1929 stiegen die Arbeitslosenzahlen sehr schnell: von sieben Prozent im Jahre 1928 auf 30,8 Prozent im Jahre 1932. Streikbewegungen und Straßenkrawalle breiteten sich in der notleidenden Bevölkerung aus, zudem tobte ein innenpolitischer Kampf. Verfehlte Politik steigerte die Not in der Bevölkerung zwangsläufig ins unerträgliche.

 

(1)               Manfred Uhling, Wessum, Jahrbuch des Kreises Borken 2003